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A Genauer : Adaptive Orbit-Korrektur während der Steuerung einer chaotischen Bewegung. Verfahren, um schrittweise genauere Näherungen eines IPOs zu erhalten, auf den ein chaotisches System mittels der OGY-Methode oder der lokalen Steuerung gesteuert wird oder auch, um bei langsam driftenden Systemparametern die Steuerung aufrecht zu erhalten. Einen solchen IPO eines experimentellen Systems kennt man meist nur näherungsweise, entweder wurde er aus einer approximativen Bewegungsgleichung des Systems berechnet oder aus einer Zeitreihe extrahiert. Dieser angenäherte IPO weicht mehr oder weniger stark von dem unbekannten echten IPO ab, was ein nicht verschwindendes mittleres Steuerungssignal <> zur Folge hat [Schwartz92]. Die Bahn, die das gesteuerte System bechreibt, der durchlaufene IPO , weicht wiederum von beiden, vom echten und vom angenäherten IPO ab. Die Idee der adaptiven Chaos-Steuerung besteht darin, aus der Größe <> und dem durchlaufenen IPO den echten IPO zu ermitteln [Doerner95]. Beispiel: ein IPO eines niedrig-dimensionalen chaotischen Systems schneidet eine gewählte Poincaré-Ebene im Punkt xF(p0), wobei p0 der Wert des Systemparameters ist, der auch zur Steuerung des Systems dienen soll. xF ist nicht genau bekannt, man hat aber als Näherung den Punkt zF. Wenn das System nun mittels OGY-Methode gesteuert wird, schneidet seine Trajektorie (nach Abklingen transienter Vorgänge) die Poincaré-Ebene im Punkt zinf bei einem nicht verschwindenden Steuersignal <>inf und es gilt: zinf - xF = A (zinf - xF) + <>inf w mit der Jacobimatrix A der Poincaré-Abbildung am Punkt xF und der Ableitung w der Poincaré-Abbildung nach dem Steuerparameter p. Unter der Voraussetzung, daß A und w (die man auch nur näherungsweise kennt) sich in einer kleinen Umgebung von xF wenig ändern, erhält man so eine verbesserte Abschätzung für xF: xF = zinf - (1-A)-1<>inf w Die 1 bedeutet hier die Einheitsmatrix.
Populärer Name für die Mandelbrotmenge, deren Silhouette einem solchen ähnlich sieht. Im allgemeinen wirkt ein Attraktor nicht auf alle Trajektorien attraktiv, sondern nur auf solche, die von einer Untermenge des Phasenraums ausgehen. Diese Untermenge heißt Einzugs- oder Attraktionsbasin des Attraktors. Es können bei einem gegebenen Satz von Systemparametern auch mehrere Attraktoren nebeneinander existieren. Ein Beispiel dafür ist ein (nicht getriebenes) sphärisches Pendel, das über 3 symmetrisch aufgestellten Magneten hängt, die das Pendel anziehen (nichtlineares Kraftgesetz!). Abhängig vom Startpunkt kommt das ausgelenkte Pendel schließlich über dem einen oder dem anderen Magneten zur Ruhe. Die 3 Attraktionsbasins sind in diesem Beispiel Fraktale, die einander auf komplizierte Weise durchdringen. Einfacher ist die Situation beim getriebenen Pendel. Hier gibt es genau einen Attraktor - je nach Systemparametern fraktal oder nicht - und der gesamte Phasenraum bildet das Attraktionsbasin.
Punktmenge im Phasenraum eines dissipativen Systems, gegen die benachbarte Trajektorien konvergieren. Ein sehr einfacher Attraktor ist die Ruhelage des ungetriebenen Pendels - unabhängig von seiner Auslenkung kommt das Pendel dort irgendwann zur Ruhe. Neben solchen Fixpunkt-Attraktoren gibt es attraktiv wirkende periodische Orbits (z.B. die fast harmonische Schwingung eines genügend schwach angetriebenen Pendels) und natürlich fraktale Attraktoren, die aufgrund ihrer Fraktalität auch seltsam genannt werden. Beispiele zeigen die Applets zu den vier Systemen auf dieser website. Als Folge des Satzes von Liouville ist die Dimension eines Attraktors immer kleiner als die des umgebenden Phasenraums. Sie ist ein Beispiel für ein chaotisches System in der Chemie. In diesem Prozess wird in einem Durchflußreaktor eine organische Substanz in der Anwesenheit von Ce4+ und Ce3+ - Ionen durch Bromationen oxydiert. Abhängig von der Durchflußgeschwindigkeit und der Konzentration der Reaktanten kommt es dabei zu einer (sichtbaren) periodischen oder chaotischen Veränderung der Ce4+ - Konzentration [Roux81], [Epstein83], [Schuster88]. Eine Auflistung aller 18 (!) Elementarreaktionen, ein Schema des Versuchsaufbaus und eine Fotoserie des Reaktionsverlaufs sind in [Epstein83b] zu finden. . Qualitative Änderung der Systemdynamik bei bestimmten Parameterwerten, siehe strukturelle Stabilität. oder Cantorsches Diskontinuum: Diejenige Menge reeller Zahlen, die übrigbleibt, wenn man aus dem Intervall
Der Begriff des (deterministischen) Chaos in der nichtlinearen Dynamik hat nur wenig mit dem komplexen oder sogar regellosen Durcheinander zu tun, das er umgangssprachlich bezeichnet. Vielmehr geht es dabei um Systeme, deren zeitliche Entwicklung mehr oder weniger einfachen Bewegungsgleichungen folgt (z. B. die vorgestellten Gleichungen des Pendels oder Lorenzsystems). Wenn man diese Gleichungen und einen vollständigen Satz von Anfangsbedingungen (z. B. die Parameter X, Y und Z des Lorenzsystems zur Zeit t = 0) kennt, kann man durch Integration der Bewegungsgleichungen im Prinzip die Systementwicklung für alle Zukunft berechnen, d. h. vorhersagen (oder auch in die Vergangenheit zurückrechnen) - das Systemverhalten ist determiniert. Die Anfangsbedingungen lassen sich allerdings nie beliebig genau bestimmen, ihre Messung unterliegt der Meßgenauigkeit der verwendeten Methode, der auch bei größter Anstrengung letztlich durch die Heisenbergsche Unschärferelation eine prinzipielle Grenze gesetzt ist. Oft beeinträchtigt dieser Meßfehler die Genauigkeit der berechneten zukünftigen Systementwicklung kaum. Bei deterministisch-chaotischem Systemverhalten jedoch führt er zu einem im zeitlichen Mittel exponentiellen Auseinanderlaufen von vorhergesagter und tatsächlicher Trajektorie. Ebensowenig, wie sich die Anfangsbedingungen beliebig genau messen lassen, gelingt es, mehrere ansonsten identische chaotische Systeme mit den exakt gleichen Anfangsbedingungen zu präparieren. Nach Verstreichen einer Zeit, die von den Systemparametern, aber auch von den Anfangsbedingungen selbst abhängt (s. Vorhersagbarkeit) unterscheiden sich die Zustände der einzelnen Systeme völlig, da die minimalen Differenzen der Systemparameter mit der Zeit wieder im Mittel exponentiell anwachsen. Diese Systemeigenschaft nennt man sensitive Abhängigkeit von den Anfangsbedingungen. Sie ist das wesentliche Merkmal des determinischen Chaos. Die Untersuchung des deterministisches Chaos im beschriebenen Sinn ist Gegenstand der nichtlinearen Dynamik. (Eine umfassende Darstellung eines weiter gefaßten Chaosbegriffs unter philosophischen und erkenntnistheoretischen Aspekten findet sich z.B. in [Leiber96]).
Ein nichtlineares, autonomes System, das folgenden Differentialgleichungen genügt:
Auch ohne die explizite Kenntnis des Phasenraums oder sogar der Bewegungsgleichungen eines dynamischen Systems lassen sich allein auf der Grundlage einer chaotischen Zeitreihe X(ti) einer Meßgröße weitreichende Aussagen über das System treffen. Wie in [Takens80] vorgeschlagen, rekonstruiert man dazu einen n-dimensionalen Ersatzphasenraum, dessen Koordinaten zeitlich äquidistante Werte der gemessenen chaotischen Systemvariablen sind. Die chaotische Zeitreihe enthält die N Meßpunkte {X(t1), X(t2 ), ..., X(tN)}, mit konstantem zeitlichem Abstand ("sample time") . Die n-Tupel bilden nun eine Trajektorie im Ersatzphasenraum, die bei geeigneter Wahl der Einbettungsdimension n und Delayzeit die metrischen Eigenschaften der Originaltrajektorie besitzt. Das soll heißen, daß Punkte, die im Originalphasenraum benachbart sind, auf einander benachbarte Punkte im Ersatzphasenraum abgebildet werden. Die Kunst besteht darin, optimale Werte für n und m zu finden, siehe z.B. [Broomhead86] oder [Liebert89]. Das folgende Applet veranschaulicht den Einfluß der Delayzeit auf die Qualität der Rekonstruktion: Mit Hilfe einer rekonstruierten Zeitreihe lassen sich z. B. Lyapunovspektren gewinnen [Brown91], instabile periodische Orbits extrahieren [Lathrop89], kurzzeitige Vorhersagen erstellen [Farmer87], [Abarbanel90], oder die phasenräumliche Verteilung der Vorhersagbarkeit analysieren [Doerner93]. Weitere Details zur Phasenraumrekonstruktion findet man z.B. in [Frank89] oder [Abarbanel96].
Die Dimension eines Objektes, ob fraktal oder nicht, läßt sich durch einen recht anschaulichen Algorithmus bestimmen, das Box-Zählverfahren. Das zu vermessende Objekt wird mit einem geeigneten (1-, 2-, 3- oder höherdimensionalen) Gitter bedeckt und die Gitterzellen, die einen Teil des Objektes enthalten, werden gezählt. Dann wird die Maschenweite l des Gitters sukzessive verringert und die Zahl M(l) der bedeckenden Zellen für jede Maschenweite bestimmt. Diese Zahl wächst exponentiell und man definiert als Dimension: Die oben definierte Dimension DK heißt auch Kapazität oder Hausdorff-Dimension. Eine Verallgemeinerung dieses Dimensionsbegriffs führt auf die Renyi-Dimensionen [Grassberger83], die folgendermaßen definiert sind:
Ein dynamisches System heißt dissipativ, wenn die Divergenz seines Flussfeldes (wenigstens im zeitlichen Mittel) negativ ist. Typischerweise sind Reibungskräfte für die Dissipation verantwortlich, die der Bewegung entgegengesetzt gerichtet sind. Dem System wird durch diese Reibung laufend kinetische Energie entzogen und in Wärme umgewandelt. Ein dissipatives dynamisches System bleibt nur dann in Bewegung, wenn ihm von außen laufend Energie zugeführt wird. (Bsp.: das getriebene gedämpfte Pendel kommt bald zum Stillstand, wenn der Antrieb abgeschaltet wird). Siehe auch als Gegensatz: konservativ. Eine Abbildung ist dann dissipativ, wenn die Determinante ihrer Jacobimatrix vom Betrag her kleiner als 1 ist (Beispielrechnung für Hénon-Abbildung).
Ein nichtlinearer Oszillator, dessen Gleichung einen kubischen Term enthält, der die Verhärtung mechanischer Federn bei Biegung außerhalb des linearen Bereichs modellieren soll [Duffing18]. Ähnlich wie das getriebene Pendel handelt es sich um ein nicht-autonomes System mit periodischem äußeren Antrieb. Die Bewegungsgleichung lautet:
siehe Delay-Koordinaten .
Für die Bifurkationspunkte von Abbildungen mit einem quadratischen Maximum, wie z. B. die logistische Abbildung, gelten folgende Regeln [Grossmann77], [Feigenbaum78]:
Im Experiment zur logistischen Abbildung lassen sich Superzyklen z.B. für folgende Systemparameterwerte finden: r=2.0, r=3.236..., r=3.498..., r=3.831...Fluss, Flussfeld, linearisierter Fluss Die Bewegungsgleichungen eines dynamischen System lassen sich ganz allgemein als dx/dt = F(x) schreiben, wobei x ein Systemzustand und x und F vektorwertig sind. Die Funktion F(x) heißt dann das Flussfeld der Bewegung. Die Menge {ft} der Lösungen dieser Differentialgleichungen für alle Anfangsbedingungen x und ein festes Zeitintervall t heißt der zu t gehörende Fluss des Systems. Er ist im allgemeinen global unbekannt, aber lokal, also für einzelne x durch numerische Integration der Bewegungsgleichung bestimmbar. Die zeitliche Entwicklung eines zu einer Anfangsbedingung x(0) (infinitesimal) eng benachbarten Punktes x(0)+(0) ist durch den linearisierten Fluss Dft gegeben: .
Anderer Name für die Kapzität DK eines Attraktors, s. Dimension, fraktale .
Die stabile und die instabile Mannigfaltigkeit eines instabilen Fixpunktes einer Abbildung können bei bestimmten Systemparameterwerten zusammenfallen oder sich unter einem von Null verschiedenen Winkel ("transversal") schneiden. Ein solcher Schnittpunkt heißt homokliner Punkt des Fixpunktes (siehe z.B. [Leven89]). Die Iterationen eines homoklinen Punktes sind, ebenso wie seine Urbilder, auch homokline Punkte, liegen also auch sowohl auf der stabilen als auch der instabilen Mannigfaltigkeit des Fixpunktes. Die Menge dieser Iterationen und Urbilder heißt homokliner Orbit des Fixpunktes. Auch bei zeitkontinuierlichen Systemen treten homokline Orbits auf. So führt z.B. die instabile Mannigfaltigkeit des Fixpunktes, den das ungetriebene, ungedämpfte Pendel an seiner höchsten Position hat (Auslenkung von 180°), wieder zu diesem Punkt zurück und bildet so gleichzeitig seine stabile Mannigfaltigkeit. Ein Beispiel für den Verlauf einer Trajektorie in der Nähe eines nichttransversalen homoklinen Orbits zeigt auch das Experiment zum Lorenzsystem. Die Existenz eines transversalen homoklinen Orbits ist sogar (notwendige, aber nicht hinreichende) Voraussetzung für das Auftreten eines seltsamen Attraktors [Guckenheimer83]. Von heteroklinen Orbits spricht man, wenn die stabile Mannigfaltigkeit eines IPOs oder Fixpunktes die instabile Mannigfaltigkeit eines anderen IPOs oder Fixpunktes schneidet. Nichtlineare dynamische Systeme, deren Lyapunovspektrum zwei (oder mehr) positive Exponenten enthält, werden mitunter als hyperchaotisch bezeichnet. Zweidimensionale Abbildung der komplexen Zahlenebene auf sich selbst: Sie beschreibt das Lichtfeld, das einen Ringresonator verläßt, der von Laserpulsen gespeist wird und ein nichtlineares Dielektrikum enthält [Hammel85]. Da die zn komplexe Zahlen mit voneinander unabhängigem Real- und Imaginärteil sind, ist diese Gleichung zweidimensional. i ist die imaginäre Einheit. Für eine geeignete Wahl der Systemparameter, z.B. folgt die Reihe der zn einem chaotischen Attraktor:
IPOs - instabile periodische Orbits (engl.: UPOs) In einem chaotischen Attraktor sind unendlich viele instabile periodische Orbits eingebettet, der Attraktor bildet den Abschluß der Menge dieser Orbits [Ruelle78]. Diese Orbits lassen sich hierarchisch anordnen: es gibt einige wenige mit kurzer Periode und immer mehr mit wachsender Länge der Periode. Teilstücke von längeren Orbits sind häufig kurzen Orbits benachbart (vgl. z. B. im Lorenz-Applet die beiden IPOs PN und PPNN - letzterer läßt sich in zwei Teile zerlegt denken, die beide dem ersteren eng benachbart sind). Ausgehend von Orbits kurzer Periode lassen sich dynamische und geometrische Eigenschaften eines chaotischen Attraktors unter Berücksichtigung von IPOs immer längerer Periode beliebig genau approximieren [Auerbach87], [Auerbach87a], [Gunaratne87], [Cvitanovic88]. IPOs sind periodische Lösungen der Bewegungsgleichungen eines chaotischen dynamischen Systems, also geschlossene Kurven im Phasenraum. Aufgrund der Instabilität dieser Lösungen werden sie vom System aber nicht angenommen, sondern das System kann sich nur für kurze Zeit in ihrer Nähe aufhalten. Sie sind vergleichbar mit der Gleichgewichtslage eines senkrecht aufgestellten Stocks - die geringste Störung reicht aus, um das System Stock aus diesem Gleichgewicht zu bringen. Allerdings kann es gelingen, das System durch minimale äußere Eingriffe auf einem IPO zu stabilisieren, ungefähr so, wie sich ein Stock auf einer Fingerspitze balancieren läßt. Das ist die Idee der OGY-Steuerung. Die Dynamik in der lokalen Umgebung eines IPOs wird durch seine stabile und instabile Mannigfaltigkeiten bestimmt. Die Lyapunovspektren von IPOs unterscheiden sich im allgemeinen von denen des Attraktors. So findet man z.B. für das Lorenzsystem folgende Werte [Doerner93], die Ziffern in runden Klammern geben dabei die Unsicherheit in der letzten Stelle an:
Die Lyapunovspektren von IPOs erhält man aus den Eigenwerten des linearisierten Flusses, den man durch Integration der Bewegungsgleichungen entlang des IPOs bestimmt. Das Zeitintervall, über das integriert wird, ist dabei die Periode des IPOs. Auffällig sind die hohen Lyapunovexponenten des Fixpunktes (0,0,0) beim Lorenzsystem und des IPOs j beim Pendel. Diese besonders instabilen Objekte beeinflussen entscheidend die kurzfristige Vorhersagbarkeit des Systems.
Die Juliamenge zu einer komplexen Zahl c ist die Menge derjenigen komplexen Zahlen z0, für die die Reihe zn+1=zn2 +c nicht divergiert. Siehe auch die Illustration unter Mandelbrotmenge.
Zweidimensionale Abbildung:
liefert einen Zusammenhang zwischen der (Hausdorff-) Dimension eines Attraktors und seinen Lyapunovexponenten [Kaplan79]:
K-Entropie, Kolmogorov-Sinai-Entropie
Ein dynamisches System heißt konservativ, wenn die Divergenz seines Flussfeldes verschwindet. In sehr guter
Näherung sind z. B. Systeme von Himmelskörpern, die miteinander gravitativ wechselwirken (etwa Sonne mit Planeten, Planeten und Monde), konservativ. Siehe auch dissipativ.
Die zeitliche Entwicklung der Größe eines Phasenraumvolumens V(t)
(d. h. der Zustände eines Ensembles von dynamischen Systemen, deren Anfangszustände in diesem Volumen liegen) hängt von der Divergenz des zugrundeliegenden Flussfeldes
ab. Bei konstanter Divergenz gilt: V(t) = V(0) exp (divF t) Das bedeutet insbesondere, daß bei und .
Die Methode der lokalen Steuerung eines chaotischen Systems ist der OGY-Methode eng verwandt. Im Gegensatz zur OGY-Methode, bei der ein Steuersignal beim Durchgang durch eine bestimmte Poincaré-Ebene berechnet wird und dann bis zum nächsten Durchgang konstant gehalten wird, arbeitet die lokale Steuerung aber mit einer größeren Anzahl von Poincaré-Ebenen [Hübinger93], [Hübinger93a], [Hübinger94a]. Dadurch ist es möglich, auch extrem instabile Orbits, wie z.B. die des getriebenen Pendels zu stabilisieren. Das Regelsignal wird so berechnet, daß zwischen je zwei aufeinanderfolgenden Poincaré-Schnitten die Projektion des Abstandes des Systems vom Zielorbit auf die Richtung größter lokaler Divergenz kleiner wird. Anders als die OGY-Steuerung setzt die lokale Steuerung keine Periodizität der Zieltrajektorie voraus. Das heißt, daß mit der lokalen Steuerungsmethode beliebige Lösungen der Bewegungsgleichungen eines Systems stabilisiert werden können, insbesondere auch nicht-periodische Trajektorien [Hübinger93a].
ist ein Maß für die mittlere zeitliche Divergenz von (infinitesimal) eng benachbarten Trajektorien. In einem System mit n-dimensionalem Phasenraum hat man es eigentlich immer mit einem Spektrum von n Lyapunov-Exponenten zu tun, von denen der größte das Systemverhalten charakterisiert. In einer chaotischen Bewegungsphase ist er positiv und der Abstand zweier infinitesimal eng benachbarter Trajektorien wächst für große Zeiten (d. h. im Limit t nach unendlich) proportional zu . Das gilt nach dem Theorem von Oseledec für fast alle Anfangsbedingungen mit Ausnahme von Fixpunkten und instabilen periodischen Orbits und deren stabilen Mannigfaltigkeiten. Betrachtet man die Entwicklung von benachbarten Trajektorien für endliche Zeitintervalle, findet man sehr wohl eine signifikante Abhängigkeit des Divergenz- oder Konvergenzverhaltens nicht nur von der Länge des Zeitintervalls, sondern auch von der Lage der Anfangsbedingungen im Phasenraum. Die beschreibenden Exponenten heißen effektive Lyapunovexponenten . In der Literatur werden sie mitunter auch als lokale Lyapunovexponenten bezeichnet, z. B. in [Abarbanel91], [Abarbanel91b].
Diese Differentialgleichung wurde aufgestellt, um einen biologischen Vorgang, nämlich die Regeneration von Blutzellen bei Leukämiepatienten, zu modellieren [Mackey77]: dx/dt = ax(t-s) / {1 + [x(t-s)]c} - bx(t) Darin bedeutet x(t) die Zellenkonzentration zur Zeit t, und x(t-s) die Konzentration zur früheren Zeit t-s. Um diese Gleichung integrieren zu können, muß man die Größe x nicht nur zu einem Zeitpunkt, sondern den Verlauf während eines Zeitraums der Länge s kennen. Formal hat man damit unendlich viele Anfangsbedingungen und somit eine unendlich-dimensionale Differentialgleichung. Es zeigt sich aber, daß die Dimension des chaotischen Attraktors, der z.B. bei den Parameterwerten a=0.2, b=0.1, c=10.0, s=17.0 vorliegt, nur ca. 2.1 beträgt [Grassberger83b].
ist die Menge derjenigen komplexen Zahlen c, für die die Folge zn+1 = zn2 + c mit z0 = 0 nicht divergiert. Diese nach ihrem Entdecker (1980) Benoit Mandelbrot benannte Menge ist das wohl bekannteste Fraktal [Mandelbrot82], [Peitgen86]. Wegen ihrer eigentümlichen Ästhetik ist sie geradezu zur Ikone der nichtlinearen Dynamik geworden. Mittlerweile kann man sich auf jedem PC selbst Ausschnitte der Mandelbrotmenge visualisieren, entweder mit selbstgeschriebenen oder fertigen Programmen. Die folgende HTML5-Grafik zeigt links die Mandelbrotmenge und rechts die jeweils zur Cursorposition gehörende Juliamenge:
Mannigfaltigkeiten, stabile und instabile Die Dynamik eines Systems in der lokalen Umgebung eines IPOs wird durch seine stabile und instabile Mannigfaltigkeiten bestimmt. Diese sind (n-1)-dimensionale Unterräume des n-dimensionalen Phasenraums. Systemzustände auf der stabilen Mannigfaltigkeit Ws konvergieren im Laufe der Zeit gegen den IPO, Systemzustände auf der instabilen Mannigfaltigkeit Wu konvergieren gegen ihn, wenn man die Zeit rückwärts laufen läßt. Wenn nun eine Trajektorie in die Nähe der stabilen Mannigfaltigkeit kommt, nähert sie sich dem Orbit entlang dieser Mannigfaltigkeit, um sich dann entlang der instabilen Mannigfaltigkeit wieder zu entfernen. Je näher das System dabei dem IPO kommt, desto länger "begleitet" es ihn. Das Systemverhalten scheint dann bei oberfächlicher Betrachtung für kurze Zeit periodisch zu sein, um dann wieder irregulär zu werden. Solche Phasen lassen sich gut z. B. im Pendel-Applet beobachten.
Die Melnikov-Methode ist ein analytisches Verfahren, das es gestattet, für eine bestimmte Klasse von Systemen eine Aussage über die Existenz von chaotischen Lösungen zu treffen. Es handelt sich dabei um nicht-autonome, periodisch schwach angetriebene, schwach gedämpfte Systeme, zu denen ein nicht angetriebenes System mit einem homoklinen Fixpunkt existiert. Bsp: das getriebene gedämpfte Pendel, wenn Dämpfung und Antrieb a klein genug sind. Das zugehörige nichtgetriebene System ist das mathematische Pendel mit der Bewegungsgleichung d/dt (x, v) = (v, -sin(x)) , dessen Fixpunkt ( , 0) einen homoklinen Orbit besitzt. Man betrachtet nun die Dämpfung und den Antrieb als Störung des ungetriebenen Systems und schreibt die Bewegungsgleichung des getriebenen Systems als Summe aus der des ungestörten Systems und einem Term proportional einem kleinen Störparameter . Bsp: die Pendelgleichung wird damit zu . Für genügend kleine existiert dann ein periodischer Orbit, dessen Schnittpunkt mit jeder Poincaré-Ebene t = const. für verschwindende gegen den Fixpunkt des ungestörten Systems strebt. Anschaulich gesprochen kann man sich den Orbit als aus dem Fixpunkt hervorgegangen vorstellen. Bsp: das getriebene gedämpfte Pendel hat einen instabilen periodischen Orbit in der Nähe des Überschlagpunktes. Im Experiment läßt sich dieser Orbit als UPO j einstellen. Der Überschlagpunkt ist zugleich der Fixpunkt des ungetriebenen Pendels. Die Idee der Melnikov-Methode ist nun, zu prüfen, ob und unter welchen Bedingungen sich die stabile und die instabile Mannigfaltigkeit des periodischen Orbits für genügend kleine unter einem positiven Winkel schneiden (also nicht etwa im Schnittpunkt tangential verlaufen). In diesem Falle liegt ein hyperbolischer Orbit vor und es sind chaotische Lösungen der Bewegungsgleichungen zu erwarten. Für weitere Einzelheiten siehe z. B. [Leven89].
Verfahren, um ein System in der chaotischen Bewegungsphase zu stabilisieren, indem man seine Trajektorie durch minimale Regeleingriffe entlang eines seiner instabilen periodischen Orbits leitet, benannt nach den Initialen von E. Ott, C. Grebogi und J. A. Yorke, die das Verfahren vorgeschlagen haben [Ott90]. Bei diesem Verfahren wartet man zunächst ab, bis die Trajektorie eine festgelegten Poincaré-Ebene in der Nähe eines IPOs schneidet. Dann wird das Regelsignal eingeschaltet und dadurch die lokale Systemdynamik um den IPO herum verändert. Das Signal ist so bemessen, daß die neue lokale Systemdynamik die Trajektorie bis zum nächsten Durchgang durch die Poincaré-Ebene auf die stabile Mannigfaltigkeit des IPOs des ungestörten Systems leitet, so daß die Trajektorie dann von allein gegen den IPO konvergiert. Da dies nicht exakt gelingen kann und da der IPO instabil ist, muß in jeder Periode ein neues Regelsignal ermittelt werden. Weil die Zieldynamik, auf die das System gelenkt werden soll, eine - wennauch instabile - Lösung der Bewegungsgleichungen ist (ein IPO), ist die Energie, die zur Steuerung notwendig ist, klein im Vergleich zur Bewegungsenergie des Systems.
Die notwendige Größe des Steuersignals ergibt sich zu (Herleitung siehe [Ott90]):
2-dimensionale, stückweise lineare, konservative Abbildung:
Vektorraum, der von einem vollständigen Satz von Systemvariablen aufgespannt wird. Jeder Punkt des Phasenraums beschreibt eindeutig einen Systemzustand.
Eine Poincaré-Ebene ist eine Ebene im Phasenraum eines dynamischen Systems. Man betrachtet die Durchstoßpunkte der Trajektorie durch diese Ebene und kann so ein komplizierteres dynamisches System auf ein etwas einfacheres zurückführen, z.B. um seine Dynamik besser zu visualisieren oder um die Dimension eines Attraktors zu bestimmen. Die Funktion, die einen Durchstoßpunkt auf den nächsten abbildet, heißt Poncaré-Abbildung (englisch oft "first return map"). Ein System, das z.B. einen 3-dimensionalen Phasenraum hat und dessen Dynamik durch eine 3-dimensionale Differentialgleichung beschrieben wird, läßt sich so auf eine Abbildung der reellen Ebene auf sich selbst reduzieren. Allerdings läßt sich in den meisten Fällen keine analytische Darstellung dieser Abbildungsfunktion finden, sondern sie läßt sich nur durch numerische Integration der Bewegungsgleichungen bestimmen. Es gibt aber auch einfache Fälle wie den sogenannten kicked rotator, in denen sich die Poincaré-Abbildung als einfache Funktion darstellen läßt [Schuster88]. . Poincaré-Schnitt durch den Lorenz-Attraktor bei Z=27. Oft sind durch die Symmetrie des Systems bestimmte Poincaré-Ebenen ausgezeichnet. Beim Lorenz-Attraktor bietet sich zum Beispiel die hier dargestellte Ebene Z=27 an, die senkrecht zur Z-Achse steht und die beiden instabilen Fixpunkte C+ und C- in der Mitte der Attraktor-"Flügel" enthält. Diese Ebene wird bei jedem Umlauf der Trajektorie um einen der beiden Flügel einmal aus positiver Z-Richtung und einmal aus negativer Z-Richtung kommend geschnitten, so daß sich die insgesamt vier Äste a, b, c, d ausbilden. Die Poincaré-Abbildung eines dissipativen Systems ist dissipativ, der Attraktor einer solchen Poincaré-Abbildung ist der Poincaré-Schnitt durch den Attraktor des zugrundeliegenden Systems, wie die folgende Abbildung illustriert: Wenn man ein nicht-autonomes System numerisch integriert und eine Poincaré-Ebene senkrecht zur Zeitachse legt, so lassen sich die Durchstoßpunkte der Trajektorie problemlos erhalten, wenn man die Schrittweite des Integrationsverfahrens so wählt, daß die Zeit zwischen zwei Durchstößen ein ganzzahliges Vielfaches ist. Anders bei autonomen Systemen: hier liegt der Durchstoßpunkt in der Regel mitten in einem Integrationsintervall, so daß man im nächsten Stück den letzten Schritt mit einer kleineren Schrittweite wiederholen muß, u.U. sogar in mehreren Versuchen. Ein effektives Verfahren zur Bestimmung einer geeigneten Schrittweite ist in [Henon82] beschrieben.
Rabinovich-Fabrikant-Gleichungen Dreidimensionales DGL-System
In diesem Experiment wird eine Flüssigkeitsschicht an der Unterseite beheizt und an der Oberseite gekühlt (Bratpfanne!). Bei geeigneter Wahl der Systemparameter Schichtgeometrie, Dichte, Viskosität und Wärmeleitfähigkeit der verwendeten Schicht sowie Größe des Temperaturgradienten, bilden sich in der Schicht Konvektionszellen aus. Das Temperatur- und Strömungsgeschwindigkeitsfeld dieser Zellen genügt drei Gleichungen: Navier-Stokes-Gleichung, Wärmeleitungsgleichung und Kontinuitätsgleichung. Durch eine Reihe von Vereinfachungen [Schuster88] erhält man aus diesen Gleichungen die Lorenz-Gleichungen:
Rekonstruktion eines Attraktors siehe Delay-Koordinaten.
Dreidimensionales Gleichungssystem, das für bestimmte Bereiche der Systemparameter einen chaotischen Attraktor besitzt [Roessler76]:
So veranschaulichte E. Lorenz die sensitive Abhängigkeit von den Anfangsbedinungen (s. Chaos), die er in seinen Gleichungen fand. Dahinter steht die Vorstellung, daß die geringfügige Luftbewegung, die der Flügelschlag eines Schmetterlings verursacht, zu einer Wetterentwicklung führen kann, die sich völlig von der unterscheidet, die ohne diesen Luftzug stattgefunden hätte. (Um Mißverständnissen vorzubeugen: selbstverständlich ist das Wetter ein räumlich ausgedehntes, hochkomplexes System mit unüberschaubar vielen Einflußgrößen und deshalb nicht durch einen einfachen Satz von Gleichungen zu beschreiben. Es ist aber ein hydrodynamisches System und als solches den gleichen Regeln unterworfen, aus denen auch die Lorenz-Gleichungen hergeleitet sind).
Ein dynamisches System heißt bei einem gegebenen Satz von Systemparametern strukturell stabil, wenn sich bei kleinen Änderungen dieser Systemparameter seine Dynamik qualitativ nicht ändert. Wenn jedoch in der Umgebung dieser Parameterwerte z. B. Attraktoren verschwinden und/oder neue entstehen, ist das System an diesem Punkt strukturell instabil. Solche qualitativen Änderungen heißen Bifurkationen. Ein typisches Beispiel für Bifurkationen sind die sogenannten Heugabelbifurkationen (engl. pitchfork bifurcations) oder Periodenverdopplungen, die z. B. die logistische Abbildung bei bestimmten Werten des Systemparameters r zeigt. Eine andere Art einer Instabilität ist die Hopf-Bifurkation, bei der aus einem Fixpunkt ein periodischer Orbit entsteht.
Zweidimensionale Abbildung:
Ein chaotischer Attraktor existiert z. B. bei den Parametern c1=0.9, c2=-0.6013, c3=2.0, c4=0.4:
Die Punkte, die ein dynamisches System in seinem Phasenraum im Laufe der Zeit durchläuft. Üblich ist der Begriff vor allem bei Systemen mit kontinuierlicher Zeitskala. Trajektorienstücke sind dort zusammenhängende Linien im Phasenraum, wie sie z.B. die Applets für das getriebene Pendel und das Lorenzsystem zeigen.
Aufgrund der sensitiven Abhängigkeit von den Anfangsbedingungen läßt sich das Verhalten eines nichtlinearen Systems in der deterministisch-chaotischen Bewegungsphase nur für einen begrenzten Zeitraum vorhersagen. Je größer der größte Lyapunov-Exponent des Systems ist, desto kürzer ist im Mittel dieser Zeitraum. Er ist jedoch keineswegs konstant, sondern hängt systematisch von der momentanen Lage des betrachteten Systems im Phasenraum (genauer: von dem zu diesem Zustand und dem Vorhersagezeitintervall gehörenden größten effektiven Lyapunovexponenten) ab [Doerner93], [Doerner99]. Die stabilen Mannigfaltigkeiten der instabilsten periodischen Orbits und ihre nähere Umgebung bilden diejenigen Bereiche, für die Vorhersagen der geringsten Güte zu erwarten sind. Falls man in der Wahl der Zeitpunkte, zu dem Vorhersagen erstellt werden sollen, frei ist, läßt sich durch geschickte Wahl dieser Zeitpunkte eine erhebliche Verbesserung der Vorhersagegüte erreichen [Doerner94].
Zweidimensionale Abbildung:
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